„Was können Sie mir bieten?“

Kommentar von Touristikfachtrainierin Wibke Rissling-Erdbrügge

Nicht nur der Arbeitsmarkt insgesamt, auch der touristische Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Längst bewerben sich Mitarbeiter nicht bei Unternehmen, sondern Unternehmen müssen sich für die potenziellen Mitarbeitern herausputzen. Was bedeutet das für Reisebüros, Veranstalter und Leistungsträger?

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Die demografischen Fakten sprechen eine klare Sprache: In Deutschland sind aktuell rund 45 Millionen der etwa 84 Millionen Einwohner erwerbstätig (Statistisches Bundesamt). Die andere Hälfte ist noch zu jung oder schon zu alt, ohne Arbeit oder chronisch krank. Und auch das Verhältnis zwischen Arbeitenden und Ruheständlern verschiebt sich: „Bis 2030 wird es rund fünf Millionen mehr Ruheständler als neue Arbeitskräfte geben“, rechnet das renommierte Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln vor. Um die abstrakten Zahlen handfester zu machen: Das wäre so, als ob alle Erwerbstätigen aus Berlin, München, Köln und Hamburg bis 2030 ihre Arbeit niederlegen würden. Vier Großstädte bestehend aus Rentnern und Pensionären.

Auch in der Touristik wirkt sich der demografische Wandel und der veränderte Arbeitsmarkt aus. Längst ist klar: Ohne gutes Personal haben Touristikunternehmen große Probleme. Der Nachwuchs fehlt ebenso wie Fachkräfte für ausgefeilte Produkte, die eine professionelle Beratung am Kunden erfordern. Im Umkehrschluss bedeutet das: Professionelle Personalgewinnung wird zu einem zentralen Wettbewerbsvorteil – vor allem in der Touristik. 

Das war übrigens nicht immer so. Noch vor zehn bis fünfzehn Jahren gab es in vielen Branchen mehr Bewerber als Arbeitsstellen. Auf eine Stellenausschreibung in einem gängigen Print- oder Onlinemedium folgten eine Vielzahl von Bewerbungen, und die Unternehmen suchten sich einfach den oder die Beste aus. Von dieser Person wurde erwartet, dass sie sich möglichst nahtlos und klaglos in den Unternehmensalltag einfügt und Dankbarkeit für die Chancen des neuen Jobs zeigt. 

Diese goldenen Zeiten für Unternehmen sind endgültig vorbei. Inzwischen können sich Arbeitssuchende ihre Jobs aussuchen, und die Unternehmen müssen sich um die Bewerber bemühen. Immer häufiger hören Personalchefs und Recruiter den Satz: „Was können Sie mir bieten!“ Nicht nur das Angebot muss stimmen: Das Unternehmen braucht eine sinnstiftende Unternehmenskultur. „Warum ihr?“ wollen die Bewerber immer häufiger wissen. Nur durchdachte Argumente überzeugen, sonst heuert der Bewerber in einem anderen Unternehmen mit einem durchdachteren Job-Angebot an.

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Autorin: Wibke Rissling-Erdbrügge von WRE Training für Touristiker ist Trainerin und Coach für Reiseunternehmen. www.wre-traininings.de/personalgewinnung. Unter anderem hat die Spezialagentur eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Gewinnung von Personal in der Tourismusbranche herausgegeben.