„Das war früher alles anders!“

Gleiches Gehalt, aber weniger Tage, mehr Work-Life-Balance: Führungskräfte in der Gleiches Gehalt, aber weniger Tage, mehr Work-Life-Balance: Führungskräfte in der Reisebranche ärgern sich zunehmend über die Forderungen junger Mitarbeitender. Wie soll das touristische Geschäft mit den jungen Kolleginnen weiterlaufen, die nur auf ihre Freizeit achten? Oder sind es jetzt die Chefs und Chefinnen, die sich jetzt anpassen müssen?

Als ich vor ein paar Wochen ein Führungstraining für einen Flughafen moderierte, traf ich auf Teamleiter und Chefinnen, die das Verhalten ihrer jungen Mitarbeiter kritisierten. Es fehle an Respekt, Demut, Einsatzbereitschaft und dem Willen, sich zu beweisen. Stattdessen gibt es jede Menge Forderungen an den Arbeitgeber.

„Das war früher anders!“, meint die Runde einheitlich. Und man selbst sei in jungen Jahren auch anders gewesen. Aber stimmt das wirklich? Ich überlegte, wie war das eigentlich, als ich Mitte zwanzig war?

Wenn wir Mitvierziger uns richtig erinnern, gab es damals auch Kritik an uns als jungen Mitarbeitenden. Ich persönlich wurde damals von den Älteren wenig beklatscht und noch weniger gelobt. Im Gegenteil: Eltern, Lehrer, Ausbilder, Professoren, alle hatten eine lange Forderungs- und Kritikliste an mich und an meine Generation.

Handelt es sich hier um den normalen Frust zwischen den Generationen, den die Führungskräfte des Flughafens zum Ausdruck brachten, und der sich wiederholt? Ja, bestimmt, aber nicht nur. Es hat sich heute auch vieles grundlegend verändert.

Vor allem die Lage am Arbeitsmarkt ist fundamental anders. Wir stecken mittendrin in einer langanhaltenden und früh absehbaren Phase des Fachkräftemangels. Am Arbeitsmarkt prägen Mangel und Nachfrage den Preis. Und Demut gibt es heute nicht mehr gratis zum Mitarbeiter dazu. Gleichzeitig stellen die Bewerber deutlich mehr Forderungen an die Unternehmen als früher. Die Millennials wissen ganz genau, was sie wollen – und vor allem, was sie nicht wollen.

Als Reisebüro oder Veranstalter kann man natürlich fehlende Demut beklagen. Wenn wir aber ehrlich sind, das Konzept „demütig und bis zum Umfallen arbeitende Teams“ von früher war auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Es ist wenig nachhaltig und verschleißt Menschen und Mitarbeiter. Zudem, demütige Mitarbeitende sind meist ideenlos, selten motiviert und häufig krank.

Also bitte umdenken! Denn mir gefällt diese neue Touristiker-Typen, geboren im Jahr 2000, sehr gut: Selbstbewusst und auf Augenhöhe fordern sie ein gutes Gehalt, gute Arbeitszeiten und Flexibilität ein. Sie sind bereit, Verantwortung im Unternehmen und gleichzeitig für sich und ihr Leben zu übernehmen. Sie probieren gerne Neues aus, nutzen Kontakte der Branche, zetteln etwas an, wie zum Beispiel Remote-Arbeiten im Ausland, und bringen Ideen und Vorschläge aktiv ein.

Sie sind gewillt, langfristig für das Unternehmen zu arbeiten, wenn ihr Leben nicht komplett fremdbestimmt wird, sondern wenn sie ihr Arbeitsumfeld aktiv mitgestalten können. Noch besser: Sie fordern mehr Sinn für ihre Arbeit und möchten Zusammenhänge verstehen. Im Tausch für diese positiven Rahmenbedingungen geben sie dem Arbeitgeber jede Menge Engagement, Treue und Leistungsbereitschaft zurück. Und das können wir in der Touristik wahrlich gut gebrauchen.

Allerdings brauchen die jungen Millenials auch Führung, also eine selbstbewusste, flexibel denkende Führungskraft! Hapert es womöglich daran? Sind viele Chefs und Chefinnen zu eingefahren? Wo bleibt der Pioniergeist, den Mut zum Wandel? Genug der Kritik, lass uns die Themen gemeinsam anpacken!

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Autorin: Wibke Rissling-Erdbrügge von WRE Training für Touristiker ist Trainerin und Coach für Reiseunternehmen. www.wre-traininings.de/personalgewinnung. Unter anderem hat die Spezialagentur eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Gewinnung von Personal in der Tourismusbranche herausgegeben.